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Mittwoch, 7. August 2013

Obama will den US-Hypothekenmarkt umkrempeln

Obama will den US-Hypothekenmarkt umkrempeln

    Von NICK TIMIRAOS und CAROL E. LEE
Getty Images
Amerikanischer Häusermarkt: US-Präsident Barack Obama will nicht, dass die großen Hypothekenfinanzierer Steuergeld verzocken.
US-Präsident Barack Obama hat am Dienstag die größte Reform des amerikanischen Hypothekenmarktes seit Jahrzehnten angekündigt. Ihr Kernpunkt: Die beiden riesigen halbstaatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae FNMA +1,99% und Freddy Mac sollen in ihrer jetzigen Form verschwinden und durch stärker privatwirtschaftlich getragene Hypothekenbanken ersetzt werden.
Associated Press
US-Präsident Barack Obama bei seiner Rede am Dienstag.
Mit seinem Vorstoß begibt sich Obama auf politisches dünnes Eis. Der amerikanische Hypothekenmarkt hat ein Volumen von 10 Billionen US-Dollar und gilt als kritischer Bereich der US-Wirtschaft. Wenn die Abgeordneten im September aus der Sommerpause zurückkehren, dürfte dieses Thema hitzige Debatten im Kongress entfachen.
Fannie Mae und Freddie MacFMCC +1,43% bieten Amerikanern Immobilienkredite mit 30-jähriger Laufzeit und festem Zins an und übernehmen in den USA die wichtige Funktion, Rentenfonds und andere Investoren als Geldgeber in den Hypothekenmarkt zu locken. Vor fünf Jahren hatte die US-Regierung die Unternehmen mit Steuergeld vor der Pleite retten müssen. Seitdem hat Washington fast 188 Milliarden Dollar investiert, damit sie zahlungsfähig bleiben.
Jetzt aber steigen in den USA die Hauspreise wieder und davon profitieren die beiden Hypothekengiganten. 132 Milliarden Dollar Dividende haben die beiden Unternehmen an das US-Finanzministerium ausgeschüttet; 188 Milliarden Dollar sind die Anteilsscheine wert, welche die US-Regierung ihnen einst abgekauft hat.
Für Obama ist das Grund genug, die beiden Unternehmen grundlegend auf den Prüfstand zu stellen. Er will auf keinen Fall, dass Fannie und Freddie den quasi-staatlichen Status wiedererlangen, den sie vor der großen Finanzkrise hatten. Damals hätten die beiden Hypothekenfinanzierer in guten Zeiten ordentlich Gewinne gemacht und gewusst, dass „die Steuerzahler würden übernehmen müssen, wenn ihre Wetten schiefgehen", sagte Obama in seiner Rede. Wie Zocker hätten sich die Unternehmen verhalten, „und das war falsch".

Noch sind die Details der Hypothekenidee unklar

Eine konkrete Alternative lieferte Obama jedoch nicht. Vielmehr beließ er es dabei zu betonen, dass er nur ein Hypothekensystem unterstützen werde, das der Mittelschicht Zugang zu langfristigen Festzinshypotheken biete. Solche Darlehen empfinden Amerikaner regelrecht als Geburtsrecht, sie bedürfen aber einer staatlichen Absicherung, damit sie weiterhin großflächig für die Bürger angeboten werden können.
Künftig soll sich die Rolle des Staates auf ein Mindestmaß begrenzen, während „die private Kreditvergabe das Rückgrat des Häusermarktes sein sollte", sagte Obama.
Allerdings steckt – wie in jedem großen Gesetzesvorschlag – der Teufel im Detail. Viele Einzelheiten der Reformidee hat die US-Regierung noch gar nicht ausgearbeitet. Zum Teil sind die Vorschläge auch widersprüchlich. So fordert Obama einerseits einen Hypothekenmarkt, der sich viel stärker als jetzt auf privatem Kapital basieren soll. Andererseits verdammt er die Kultur, übermäßige Risiken einzugehen, und appellierte in seiner Rede an die Politik, solche Exzesse zu unterbinden. Zugleich sollten Politiker dafür sorgen, dass mehr kreditwürdige Bürger an Immobiliendarlehen kommen.
Viele Kreditgeber schrecken seit dem Kollaps des Immobilienmarktes davor zurück, ihre Rahmenbedingungen für die Darlehensvergabe zu lockern. Das hat dazu geführt, dass viele Kreditnehmer die von der Regierung abgesicherten Hypotheken für besonders attraktiv halten.
Dass Obama nun Private stärker einbeziehen will, gilt unter Experten als löblich. Einige sind jedoch auch skeptisch. „Privates Kapital wird teurer sein als das derzeitige Modell und es wird die Zyklen am Häusermarkt verstärken, indem es die Kreditvergabe in Zeiten des Abschwungs drosselt", sagt etwa Jim Vogel, Hypotheken-Analyst beim Finanzdienstleister FTN Financial. Zudem zeige die Vergangenheit, dass private Geldgeber sich häufig genau dann aus dem Markt zurückziehen, wenn dieser zu überhitzen droht.
Kontakt zum Autor: redaktion@wallstreetjournal.de

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